7er-EM: Wolfpack weiter auf Titelkurs / Frauen zittern um Klassenerhalt

(Foto: Jan Perlich / Rugbylicious Photography)



02 July 2022

Rugby Verband Rheinland-Pfalz

Erstellt von Rugby Deutschland

Die beiden deutschen Teams haben beim zweiten und entscheidenden Turnier der Rugby Europe Sevens Championships im polnischen Krakau sehr unterschiedliche Vorrunden erlebt. Während die Männer – wenn auch nicht immer so souverän wie zuletzt in Portugal – ungeschlagen blieben und damit weiter gute Chancen auf den Gewinn des Europameistertitels haben, blieben die Frauen in vier Spielen ohne Sieg und sind nun sogar vom erneuten Abstieg in die Rugby Europe Sevens Trophy bedroht.
 
Den deutschen Männern hatte eine turbulente Anreise, wo zunächst das Gepäck verloren gegangen war. Zudem waren mit Carlos Soteras Merz und Tim Lichtenberg kurzfristig zwei erfahrene Kräfte ausgefallen. Mit Anton Gleitze konnte nur ein Spieler noch nachnominiert werden.
 
Vielleicht auch deshalb ging es dem Wolfpack in der Vorrunde nicht so „leicht“ von der Hand wie noch vor Wochenfrist in Portugal. Zwar legte man sowohl zum Auftakt gegen Georgien wie auch dann gegen Tschechien mit jeweils einer starken ersten Halbzeit den Grundstein für den Sieg, doch mit den Wechseln verlor man jeweils den Faden, und die Ergebnisse waren mit 22:12 (17:0) gegen Georgien und 34:10 (24:0) am Ende knapper, als es nötig gewesen wäre.
 
Am zweiten Turniertag war es eine knappe Sache und ganz harte Arbeit gegen Belgien. Das Wolfpack kam nicht richtig ins Spiel, und so gehörte die erste Halbzeit den Gegnern, die das zu einer 10:0-Pausenführung nutzten. Danach kontrollierte Rugby Deutschland die Partie etwas besser und holte noch zwölf Zähler durch Niklas Koch, der die Entscheidung erst mit der letzten Aktion herbeiführte.
 
Ähnlich lief es in der Partie gegen Frankreich. Deutschland hatte zwar zunächst viel Ballbesitz, aber auch Probleme, aus der eigenen Hälfte herauszukommen. Ein französischer Konter brachte Deutschland zur Pause mit 0:7 ins Hintertreffen. Danach kam das Wolfpack besser ins Spiel, durch einen von Niklas Koch erhöhten Hunt-Versuch zum Ausgleich. Man überstand sogar eine zweiminütige Unterzahl aufgrund einer Gelben Karte, bevor Ben Ellermann mit einem sehenswerten Sololauf zum spielentscheidenden Versuch in der Schlussphase – plus Erhöhung von Bastian van der Bosch – den 14:7-Endstand herstellte.
 
„Wir haben am ersten Tag phasenweise zu hektisch agiert und dann haben wir am zweiten Tag die Spiele nicht so kontrolliert und nicht das umgesetzt, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Am Ende haben wir uns das Leben mit einigen falschen Entscheidungen auch selbst schwer gemacht. Wir hatten uns das etwas anders vorgestellt, aber am Ende zählen die Siege. Jetzt treffen wir schon im Halbfinale auf Spanien, das überraschend sein Gruppenspiel gegen Portugal verloren hat. Gewinnen wir da, sind wir vorzeitig Europameister, wenn nicht, hat auf jeden Fall Spanien die deutlich besseren Karten.“
 
Deutsche Frauen müssen um Klassenerhalt zittern
 
„Es war eine schwierige Vorrunde, wenn man es auf den Punkt bringt“, so Frauen-Nationaltrainer Cieran Anderson. „Wir hatten durchaus wieder einige starke Momente, die uns zeigen, dass wir gut spielen können. Aber wir schaffen es zu selten, das auch in Punkte umzumünzen. Leider konnten wir nur noch mit zehn Spielerinnen spielen, was auf diesem Niveau eine schwierige Sache ist. Aber wir müssen diese Spiele als einen Lernprozess betrachten, jetzt gut regenerieren, am letzten Tag noch mal alles reinlegen und schauen, wofür das dann reicht.“
 
Das ist letztlich das Stichwort für die deutschen Frauen: Da man nach vier Niederlagen, auch gegen Rumänien, das man in Portugal noch schlagen konnte, die Gruppenphase als Letzter abschloss, kann man bestenfalls noch Neunter im Klassement werden. Um nicht abzusteigen, müsste man das Platzierungsspiel gegen Wales (13 Uhr) gewinnen und zugleich hoffen, dass Rumänin nicht besser als auf Rang acht abschließt. Dann würde bei Punktgleichheit die bessere Punktedifferenz über beide Turniere den Ausschlag über Klassenerhalt oder Abstieg geben. Und da steht Deutschland aktuell um 46 Zähler besser da.
 
Zum Turnierauftakt war für die deutschen Frauen gegen den körperlich wie technisch überlegenen Turniersieger von Lissabon, Polen, nichts zu holen. Zwar hielt man bis zum Schluss mit viel Kampf und Leidenschaft dagegen, was aber nichts daran änderte, dass es ein klares 0:43 (0:24) setzte. 
 
Bis zum Schluss hart umkämpft war die Partie gegen Tschechien, in der Rugby Deutschland zwar mehr Ballbesitz hatte, aber es gegen eine gute tschechische Verteidigung an Effektivität vermissen ließ. So reichten Versuche von Gesine Adler (2) und Paula Schult nicht aus, um einen durchaus möglichen Sieg einzufahren. Endstand 15:24 (5:17).
 
Gegen die Irinnen, wie Polen eigentlich in allen Belangen eine Nummer zu groß, hielt das deutsche Team immerhin eine Halbzeit lang gut mit, verkürzte vor der Pause durch einen von Manja Bechtel erhöhten Versuch von Gesine Adler auf 7:14. Doch danach machte Irland es noch standesgemäß und zog bis auf 38:7 davon.
 
Mit einem Sieg gegen Rumänien hätte man schon den Klassenerhalt sichern können. Aber Deutschland verpasste den Start, lag schnell mit 0:12 zurück. Zwar hatte man danach phasenweise mehr Spielkontrolle, aber zwei Versuche von Adler genügten nicht, um die Partie noch zu drehen. Es blieb beim 10:12 (5:12), was nun das Zittern um den Klassenerhalt bedeutet.