Maria Latos über Six Nations, World Series und Olympia-Chance

Maria Latos (l.) ist auch in diesem Jahr wieder in den Women's Six Nations dabei. (Foto: World Rugby / Stefano Delfrate)



21 February 2024

Rugby Verband Rheinland-Pfalz

Erstellt von Rugby Deutschland

Deutschlands aktuell wohl beste Schiedsrichterin, Maria Latos, wird von World Rugby in dieser Saison erneut in den Women’s Six Nations eingesetzt. Im März und April steht sie erst in Le Mans bei der Partie zwischen Frankreich und Irland als Assistant Referee an der Seitenlinie, und dann auch noch bei Schottland gegen England in Edinburgh sowie beim Spiel zwischen Wales und Frankreich in Cardiff.
 
Maria Latos gehört nun schon im dritten Jahr in Folge zum Panel bei den Women’s Six Nations und darf damit wohl zum festen Inventar unter den Referees bei World Rugby zählen. Aber: „Beim Weltverband geht es ganz klar nach der Performance und darum, wie man im Team funktioniert“, berichtet Maria Latos. Dass World Rugby überhaupt auf sie als Schiedsrichterin aufmerksam wurde, sei damals schon eine Überraschung gewesen, gab es seinerzeit aus Deutschland heraus doch noch keinen echten Pathway in Richtung der internationalen Schiedsrichter-Elite. Dennoch hat sich die Wahl-Hamburgerin, die hauptberuflich im Bereich der Wissenschaftskommunikation arbeitet, schon klare Ziele gesetzt. „Natürlich hoffe ich, dass ich weiter auf diesem Level angesetzt werde und mich so weiterentwickle, dass ich irgendwann auch in der Mitte des Spielfeldes stehe. Dafür muss viel passen: Die Fitness muss top sein, Spielmanagement und Kommunikation, natürlich müssen auch die Entscheidungen auf dem Platz immer wieder stimmen.“
 
Rugby Deutschlands Top-Schiedsrichterin hat selbst aktiv Rugby gespielt beim RFC Dortmund und beim München RFC, hatte sich aber schon als Spielerin intensiv mit dem Reglement beschäftigt, wollte immer wissen, was auf dem Platz passiert und warum die Offiziellen jetzt diese und nicht eine andere Entscheidung getroffen hatten. Irgendwann legte eine Mitspielerin ihr einen Schiedsrichter-Kurs nahe, und von Anfang an hatte sie Spaß an dieser großen Herausforderung. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich eigentlich eine bessere Schiedsrichterin als Spielerin bin. Und, ehrlich gesagt, als Spielerin wäre ich ziemlich sicher nicht dahin gekommen, wo ich jetzt bin.“ Die Entscheidung war also wohl goldrichtig.
 
Doch wo liegt eigentlich der größte Unterschied zwischen dem „Alltagsgeschäft“ Rugby-Bundesliga, wo sie hauptsächlich Männerspiele leitet, und dem großen internationalen Parkett? „Im Grunde ist international alles extrem durchgetaktet und minutiös geplant. Da gibt es wenig Spielraum, man ist sehr fremdgesteuert. Das muss auch so sein, denn da gilt es ja auch, sehr viel mehr zu beachten – wie etwa TV-Übertragungen. Und natürlich schauen auch deutlich mehr Menschen in größeren Stadien zu.“
 
Während in den Wettbewerben von Rugby Europe mehrere Unparteiische aus Deutschland aktiv sind, ist Maria Latos bei World Rugby aktuell die einzige deutsche Schiedsrichterin im Panel. Neben den Women’s Six Nations wird sie seit der letzten Saison auch regelmäßig in der Sevens World Series eingesetzt. 2023 war sie in Dubai und Kapstadt dabei, in diesem Jahr wird sie noch in Hongkong, Madrid und Monaco Spiele leiten. Und dann? 2024 findet ja in Paris auch noch das größte aller Sportevents statt. Sieht sie da Chancen? „Die Ansetzungen für Olympia stehen noch aus, aber die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter für das olympische Turnier kommen aus dem aktuellen Panel, und bis jetzt ist es für mich wirklich ganz gut gelaufen. Also, ja, die Hoffnung ist schon da.“ Na, Rugby Deutschland drückt auf jeden Fall die Daumen!